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Newsletter Digital Banking/FinTech Issue 1|2017

Gruber, Stefan:  Österreich zieht bei Online-Identifikation nach

7. März 2017

Seit 3. Jänner 2017 besteht für Finanzmarktteilnehmer wie etwa Banken, Versicherungen und Wertpapierfirmen nun auch in Österreich die Möglichkeit, Neukunden online zu identifizieren. Den rechtlichen Rahmen für das in Deutschland und der Schweiz bereits etablierte Verfahren bildet das neue Finanzmarkt-Geldwäschegesetz (FM-GwG). Wichtiger Bestandteil dieses Gesetzes sind Sorgfaltspflichten im Umgang mit Kunden, um Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu verhindern. Die zweifelsfreie Identitätsfeststellung, die im „Normalfall“ durch persönliche Vorlage eines amtlichen Lichtbildausweises erfolgt, ist hier besonders zentral.

Video-Chat statt langer Wege
Manchmal kann, häufig will ein Kunde nicht zur Identifikation physisch beim Finanzdienstleister erscheinen. Um in solchen Fällen Neukunden trotzdem bedienen zu können, wurden nun alternative Identifikationsmöglichkeiten vorgesehen. Darunter fällt etwa die Vorlage eines amtlichen Lichtbildausweises im Rahmen eines videogestützten elektronischen Verfahrens (Identitätsnachweis per Video-Chat). Mit diesem Verfahren verbundenen Unsicherheiten versucht die FMA mit den Vorgaben ihrer Online-Identifikationsverordnung (Online-IDV) Rechnung zu tragen.

Strenge Online-Identifikation
Die Online-IDV sieht ua vor, dass für die online-Identifikation nur geschulte und zuverlässige Mitarbeiter eingesetzt werden dürfen. Das von den Mitarbeitern geführte Gespräch muss akustisch aufgezeichnet werden und darf nur in einem abgetrennten und mit Zugangskontrolle ausgestatten Raum stattfinden. Außerdem müssen Screenshots des Kunden sowie seines amtlichen Lichtbildausweises angefertigt und die Sicherheitsmerkmale in spezieller Weise überprüft werden. Darüber hinaus bekommt der Kunde per E-Mail oder SMS eine Ziffernfolge übermittelt, die er während der Videoübertragung an den Mitarbeiter zurücksenden muss. Kann der Finanzdienstleister all dies sicherstellen, ersparen sich seine Kunden den Weg in die Filiale.

Zeitgemäßes Verfahren
Die videogestützte Identifizierung trägt der fortschreitenden Digitalisierung von Finanzdienstleistungen Rechnung und findet in der Branche breite Akzeptanz. Die Neuerung ist auch aus Kundensicht zu begrüßen. Es ist nun etwa auch in Österreich möglich, bei einer neuen Bank binnen weniger Minuten von zu Hause aus ein Konto zu eröffnen.

Stefan Gruber

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