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Newsletter Startups und Wachstumsfinanzierung Issue 3|2020

Direct market plus Listing als Alternative für Wachstumsunternehmen

13. August 2020

Seit eineinhalb Jahren steht auch österreichischen Gesellschaften der Weg in das Vienna MTF, den früheren Dritten Markt der Wiener Börse, wieder offen. Die Börse hat anlässlich der Wiedereröffnung Anfang 2019 das Marktsegment direct market plus eingeführt. Einige Unternehmen haben den Schritt dorthin schon gewagt, einige weitere stehen in den Startlöchern. Nachstehend finden Sie einen Überblick, zu den Vorteilen eines Listings.

Die Börse ist bekanntlich eine Handelsplattform. Daran knüpft auch der größte Vorteil eines Listings an: Die Eigentümer des Unternehmens haben die Möglichkeit, ihre Aktien zu verkaufen. Das bedeutet umgekehrt freilich, dass man zum einen für das Listing eine Aktiengesellschaft sein muss (was häufig eine Umwandlung/Umgründung erfordert) und dass zum anderen mit dem Listing zumindest eine gewisse Öffnung des Eigentümerkreises einhergeht.

Gegen die freie Veräußerbarkeit von großen Aktienpaketen kann man aber freilich rechtlich vorbauen: Die Altaktionäre können sich etwa in einem Syndikatsvertrag gegenseitige Vorkaufs- und Aufgriffsrechte einräumen. Was den Streubesitz betrifft ist aber aus rechtlicher Sicht festzuhalten, dass weder das Übernahmegesetz noch die börsenrechtliche Beteiligungspublizität für direct market plus-Emittenten gelten. Emittenten mit großem Streubesitz merken daher nicht zwingend, wenn (allenfalls auch feindliche) Übernehmer größere Positionen aufbauen.

Was hier als Nachteil empfunden werden mag, ist insgesamt ein großer Vorteil: Es gelten nämlich auch weite Teile der sonstigen Regulierung für „echt“ börsennotierte Unternehmen nicht. Man braucht etwa keine IFRS-Abschlüsse, keine nichtfinanzielle Berichterstattung, keine elektronische Berichterstattung, keine Vergütungspolitiken und Vergütungsberichte und noch nicht einmal einen Corporate Governance Bericht. Von wenigen Vorgaben der Wiener Börse selbst (Bericht zum Halbjahr, Finanzkalender) abgesehen gilt lediglich die EU-Marktmissbrauchsverordnung (Verbot von Insiderhandel und Marktmanipulation, Ad-hoc-Pflicht, Insiderlisten, Directors‘ Dealings, Handelsverbote). Die Vorgaben der Marktmissbrauchsverordnung genau zu kennen und einzuhalten ist zwar wichtig, bei einmaligem durchdachtem Set-up ist dies aber ohne überzogenem Aufwand bewältigbar (siehe dazu auch unser Beratungsprodukt Emittenten-Compliance).

Auch der Weg in den direct market plus ist verhältnismäßig leicht. Die einmalige Einbeziehungsgebühr ist mit EUR 5.000 relativ gering und die Einbeziehung setzt auch nicht zwingend einen Kapitalmarktprospekt voraus. Man braucht als Beilage zum Einbeziehungsantrag lediglich ein Informationsmemorandum, seinen Jahresabschluss, einen aktuellen Firmenbuchauszug und die Satzung.

Es macht in vielen Fällen Sinn den Gang in den direct market plus mit Eigenkapitalbeschaffung zu verbinden (der verbesserte Zugang zu Eigenkapital wird auch tatsächlich als einer der zentralen Vorteile eines Listings ins Treffen geführt). Bei Kapitalerhöhungen bis zu einem Volumen von EUR 5 Mio kann man dabei auf einen vereinfachten Prospekt zurückgreifen, der im Vergleich zum „echten“ Kapitalmarktprospekt deutlich reduzierten inhaltlichen Anforderungen unterliegt und das erwähnte Informationsmemorandum ersetzt (zu unserem Angebot für Erstemittenten siehe auch hier). Bis EUR 2 Millionen Angebotsvolumen kann man seit einiger Zeit gar gänzlich ohne Prospekt unter dem Alternativfinanzierungsgesetz anbieten, und zwar lediglich mit einem Informationsblatt. Für kleinere öffentliche Angebote gibt es zudem auch Dienstleister mit Zugang zu Investoren (siehe https://www.rocketsholding.com/finanzieren).

Nicht zuletzt wird für ein Listing auch immer wieder die verbesserte öffentliche Wahrnehmung ins Treffen geführt. Auch wenn direct market plus-Emittenten in der breiten Wirtschaftspresse zugegeben keine übermäßig große Aufmerksamkeit genießen ist meines Erachtens nicht wegzuleugnen, dass mit einem Listing die Bekanntheit von Unternehmen steigt. Dafür sorgt schon die Wiener Börse und die um sie herum gewachsene Community.

Als Listing Partner und Capital Market Coach der Wiener Börse begleiten wir Sie gern beim Listing und bei damit zusammenhängenden Finanzierungsschritten. Starten Sie jetzt mit uns Richtung Wiener Börse. Als Ausgangspunkt stehen wir gern für ein unverbindliches Gespräch zur Evaluierung der konkret erforderlichen Schritte zur Verfügung.

Mag. Gernot Wilfling

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